Blanka Rádóczy / Vladimir Sorokin

Manaraga – Tagebuch eines Meisterkochs (2019)
Performance

In der Zukunft, die Vladimir Sorokin in seinem neuen Roman Manaraga vorschwebt, gibt es kaum noch Bücher. Die wenigen übriggebliebenen Exemplare sind Kultware eines trendigen und höchst illegalen Nervenkitzels der Spitzengastronomie. Dabei lassen sich die Reichen und Mächtigen Kobe-Filets und Karotten-Burger schmecken – gegrillt auf den letzten verfügbaren Bänden von Dostojewski und Tolstoi. Diese Küche stellt höchste handwerkliche Ansprüche, da Bücher nur gut brennen, wenn das Feuer sie Seite um Seite verzehrt. Sämtliche Meisterköche gehören einer geheimen Gilde der „Book ’n’ Griller“ an, die Aufträge vergibt und notfalls mit Gewalt dafür sorgt, dass Regeln eingehalten werden. Sorokins Roman – von Regisseurin Blanka Rádóczy für den steirischen herbst ’19 als Zweipersonenstück inszeniert – erzählt die Geschichte des ungarischen Kochs Geza, der eine Stelle am Berg Manaraga im Ural annimmt und alsbald in Ereignisse verstrickt wird, die sein eigenes Leben wie auch das aller Book ’n’ Griller auf den Kopf stellen. Rádóczy führt das Publikum unvermittelt hinein in das Getümmel einer konspirativen Gildeversammlung. Sie deutet das Buch als schneidenden Kommentar zu den kulinarischen Mätzchen unserer heutigen Eliten und zu einem Konsumverhalten, für das Kultur kaum mehr ist als eine Kulisse möglichst ausgefallener und dekadenter Gaumengenüsse.

9.10.19, 12.10.19, 19:00
11.10.19, 21:00

Dauer: ca. 80 min.

Museum für Geschichte (Prunkraum 207)
Sackstraße 16
8010 Graz
♿ Zugänglich für Rollstühle
http://www.museum-joanneum.at

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Deutsch

Eintritt frei mit Festival-Pass
Begrenzte Kapazitäten, Reservierung empfohlen, Reservierungsgebühr: 2 Euro
Einzelkarte 16/12 Euro

Eine Gemeinschaftsproduktion von Schauspielhaus Graz und steirischer herbst ’19

Text: Vladimir Sorokin 
Regie, Bühne: Blanka Rádóczy
Bühne, Kostüme: Marie-Luce Theis
Sounddesign, Komposition: Florentin Berger-Monit, Johannes Wernicke 
Übersetzung: Andreas Tretner
Mit: Mathias Lodd, Lukas Walcher
Dramaturgie (Schauspielhaus Graz): Martin Baasch, Karla Mäder

Blanka Rádóczy (1985, Pécs, Ungarn) ist Regisseurin und Bühnenbildnerin. Sie entwirft für ihre Produktionen unbestimmte und doch konkrete Räume und arbeitet oft mit choreografischen Mitteln, um die Handlungsweisen ihrer Figuren zu gestalten. Sie interessiert sich dafür, überraschende Wahrnehmungsverschiebungen zu erzeugen, und strebt nach einer Umkehrung von Perspektiven – sowohl bei ihren Bühnenfiguren als auch beim Publikum. Blanka Rádóczy lebt in Basel und Wien.

Vladimir Sorokin (1955, Region Moskau) ist Schriftsteller, Künstler und Dramatiker. Er ist einer der führenden Vertreter des Konzeptualismus in der russischen Literatur. Er spielt in seinem Werk mit verschiedenen Genres und Stilen, wobei er das Pathos des Sozialistischen Realismus und des klassischen russischen Romans gleichermaßen parodiert und Elemente der politischen Satire mit Schilderungen von Gewalt und Utopismus verbindet. Vladimir Sorokin lebt in Moskau und Berlin.