Oscar Murillo

soziale katarakte (2019)
Installation

In Oscar Murillos eigens für das Palais Attems entstandener Installation geht es um den dekadenten, oft maßlosen Prunk des Barock. Indem Murillo kitschige Möbel seinem malerischen Vandalismus unterwirft, nimmt er heutige Traumvorstellungen vom schwelgerischen Reichtum früherer Zeiten auseinander, die als Kitsch immer noch in aller Welt kursieren. Er erinnert aber auch an die Gewalt, die von dieser Ära ausging. Zerrüttung und Zerstörung fördern die dunkle Seite des Barock zutage. Sogar seine unschuldigsten Verzierungen stellten für die Gegenreformation in Europa sinnliche Propaganda dar. Sie standen auch für die immensen neuen Reichtümer, die aus Amerika und Afrika auf Kosten zahlreicher Menschenleben gewonnen wurden. So erinnern etwa die amputierten Schaufensterpuppenglieder in Murillos Installation an ausgebeutete kolonisierte Körper, die zugrunde gerichtet wurden, um dem Glanz des zur Schau gestellten Reichtums einen dazugehörigen ökonomischen Wert zuzuweisen. Dieser Hintergrund des Ausbeutens und Knechtens ist es auch, der den Barock mit unserem Zeitalter verbindet. Auch heute noch baut die Wertschöpfung in den Zentren des Neokolonialismus auf Ausbeutung in den Peripherien auf.

20.9.–13.10.19

Palais Attems
Sackstraße 17
8010 Graz

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Eintritt frei mit Festival-Pass

In Auftrag gegeben und produziert von steirischer herbst ’19

Oscar Murillo (1986, La Paila, Kolumbien) ist ein Künstler, in dessen großformatigen Gemälden und Installationen oftmals Texte und recycelte Materialien zum Einsatz kommen. Murillo untersucht in seinen Arbeiten die Bedeutung von kulturellem Austausch und die Zirkulation von Dingen und Bildern. Oscar Murillo lebt an verschiedenen Orten.