Alexander Brener und Barbara Schurz

Die Rede (2019)
Performance

In seiner polemischen Eröffnungsrede nimmt Alexander Brener den Hedonismus der zeitgenössischen Kunst aufs Korn. Die Rede wird basierend auf englischen und deutschen Übersetzungen des russischen Originals von dem Schauspieler Alexander E. Fennon aufgeführt und kritisiert die weit verbreitete Auffassung, zeitgenössische Kunst sei rechtmäßige Erbin der poètes maudits (verfemten Dichter) wie Arthur Rimbaud und Paul Verlaine und deren kühner Konventionsbrüche. Brener zufolge trifft dies absolut nicht zu: Die eigentlichen Ahnen heutiger Künstler*innen sind für ihn Peter Paul Rubens mit seiner unstillbaren Fleischeslust und seinem Machthunger sowie Pablo Picasso mit seiner Erotik eines Sabbergreises und der Wandlungsfähigkeit seines Stils. Breners Anklage zeitgenössischer künstlerischer Praktiken führt seine Kritik konsequent fort, die er als radikaler Aktionskünstler bereits an den Ikonen des modernistischen Kanons übte, die zu Konsumgütern verkommen sind. Die melancholische Rede bekommt durch das verschwenderisch extravagante Kostüm von Barbara Schurz eine weitere Dimension. Es unterstreicht die Rolle des Redners als trauriger Pierrot, der halb im Spaß, halb im Ernst begründet, warum es dieser Tage immer schwieriger wird, Kunst zu genießen.

19.9.19, 19:00–21:00

Eröffnungs-Extravaganza

Dauer: ca. 10 min., wird im Laufe des Abends mehrmals aufgeführt

Congress Graz, Kammermusiksaal
Albrechtgasse 1
8010 Graz
♿ Zugänglich für Rollstühle

Google Maps

Abwechselnd auf Deutsch und Englisch

Eintritt frei mit Festival-Pass
Keine Einzelkarten, Einlass jederzeit möglich

In Auftrag gegeben und produziert von steirischer herbst ’19

Text: Alexander Brener
Kostümdesign: Barbara Schurz
Kostümproduktion: Isabel Toccafondi
Performance: Alexander E. Fennon
Übersetzung aus dem Russischen ins Deutsche: Erich Klein
Übersetzung aus dem Russischen ins Englische: David Riff


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Alexander Brener (1957, Almaty, Kasachstan) ist Schriftsteller und Performance-Künstler. Er ist einer der wichtigsten Vertreter des Moskauer Aktionismus der 1990er-Jahre und wurde vor allem durch seine legendären, radikalen und oft ikonoklastischen Interventionen bekannt, mit denen er den kunsthistorischen Kanon und die Einstellung des Publikums infrage stellte. Er ist auch Autor zahlreicher Gedichtbände und mehrerer Romane, die er oft in Zusammenarbeit mit Barbara Schurz schreibt. 

Barbara Schurz (1973, Klagenfurt, Österreich) ist eine Künstlerin, deren Performances und Zeichnungen oft in Zusammenarbeit mit Alexander Brener entstehen und die Grenze zwischen Kunst und Politik thematisieren. Alexander Brener und Barbara Schurz sind ständig unterwegs und leben zurzeit in Zürich.